Als am 27. Februar 1900 (Faschingsdienstag) eine Gruppe von 11 enttäuschten Mitgliedern des MTV München deren Sitzung verließ (sie beklagten die zu geringe Unterstützung der Sportler) und kurzerhand im „Café Gisela“ einen eigenen Verein gründeten, ahnten sie nicht, dass dies die Geburtsstunde des heute mitgliederstärksten Vereins der Welt sein würde. Sie hatten soeben den FC Bayern München gegründet und somit den Startschuss für eine der erfolgreichsten Vereinsgeschichten der Welt gegeben.
Der FC Bayern, der sich heute sehr stark auf bayerische Identität und auf Brauchtum beruft, war seinerzeit noch eher ein Club der „Zugereisten“ – und bereits bei der Gründung ein Club, der geschickt mit den Finanzen umging. Ein herrlicher Beweis dafür: da es damals durch einen königlichen Erlass finanzielle Unterstützung nur für solche Vereine gab, „die geeignet sind, die bayerische oder deutsche Identität zu stärken oder bayerische und deutsche Brauchtümer zu pflegen und zu erhalten“, entschlossen sich die Vereinsgründer zu einem unkonventionellen Schritt: sie gründeten den FC Bayern München als einen Faschings-Verein! Wenn also heutzutage in den Bundesligastadien „Ihr seid nur ein Karnevalsverein“ gesungen wird, sobald der Gegner Mainz 05 oder 1. FC Köln heißt, ist der Adressat eigentlich ein falscher.
Irgendwann im Laufe der Geschichte des Vereins wurde dieser Umstand den Bayern dann augenscheinlich auch unangenehm, auf der eigenen Homepage findet sich hierzu kein Hinweis. Aber Karnevalsverein hin oder her – Fakt ist, dass im Laufe der Jahrzehnte einer der erfolgreichsten Clubs der Welt entstanden ist. Und wer weiß, vielleicht singen ja irgendwann die Fans anderer Vereine bei Spielen gegen den FC Bayern nicht nur das in die Jahre gekommene Lederhosen-Lied, sondern auch mal „Ihr seid nur ein Karnevalsverein“…