Wenn der FC Homburg in der kommenden DFB-Pokal-Begegnung gegen Greuther Fürth mit „BILLY BOY“ Werbung auf dem Trikot-Ärmel auflaufen wird, ist es zwar noch immer zumindest eine kleine Meldung in diversen Medien wert, aber es ist nicht mehr das, was die „London“-Trokotwerbung der Homburger in der Bundesliga-Saison 1987/88 war: nämlich ein Skandal und ein Politikum.

Lange Zeit waren die Saarländer vor der Saison auf der Suche nach einem Hauptsponsor, Präsident Manfred Ommer geriet zunehmend unter Druck. Bis er dann aber doch einen neuen Partner präsentieren konnte: „London“, eine Kondommarke. Das allerdings gefiel den greisen und „leicht“ angestaubten DFB-Funktionären so gar nicht. Kondom-Werbung sei nicht mit den „guten Sitten vereinbar“, so die Herren aus Frankfurt, die das Thema Sex womöglich nur noch aus lange zurückliegenden Erinnerungen kannten und deren Moralvorstellung „leicht“ antiquiert waren, und das obwohl das Thema AIDS auch damals schon präsent war. Die Folge: dem FC Homburg wurde der „London“-Schriftzug auf der Brust verboten. Was folgte, war ein kleiner Prozess-Marathon, in dem sich die Homburger gegen das Verbot wehrten. Solange das Verfahren nicht abgeschlossen war, spielte Homburg mit einem dicken, schwarzen „Zensur-Balken“ auf den Trikots, was für London eine besonders gute Werbung war, denn „es wusste eh jeder, was darunter stand“, so der heutige Freiburg-Trainer Christian Streich, der in dieser Saison für Homburg auflief.

Am Ende gab das Gericht den Homburgern Recht, das Werbe-Verbot durch den DFB wurde für unrechtmäßig erklärt und der FC Homburg durfte die umstrittenen Trikots wieder tragen. Ein sportliches Happy End sollte es aber nicht geben: am Ende der Saison stand der Abstieg. Doch einen besonderen Platz in den Annalen der Fußball-Bundesliga hatten sie für immer sicher.

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