Als „der Rest von Leipzig“ Meister wurde

Als die größte Sensation in der Geschichte des DDR-Fußballs ging der Gewinn der Meisterschaft 1963/64 von Chemie Leipzig in die Annalen ein. Bekannt geworden als „der Rest von Leipzig“ wurde die Mannschaft über die Jahrzehnte zum Mythos.

Bereits 1951 konnte die BSG Chemie die DDR-Meisterschaft nach Leipzig-Leutzsch holen. Doch bereits 4 Jahre später war die BSG Chemie schon wieder Geschichte (die BSG bestand zwar als BSG Chemie Leipzig-West weiter, spielte aber von nun an in der Bezirksklasse), die Spieler liefen nun gezwungenermaßen für den neugegründeten SC Lokomotive Leipzig auf. Zeitgleich wurde in Leipzig der SC Rotation gegründet, es spielten ab sofort also zwei Sportclubs für Leipzig in der Oberliga. Beide Vereine landeten in den Folgejahren meistens irgendwo im Mittelfeld der Oberliga – zu wenig für eine Stadt wie Leipzig!

1963 kam es daher zu einer erneuten Umstrukturierung im Leipziger Fußball: der SC Leipzig wurde neu gegründet – und die SC Lokomotive ging in der BSG Chemie auf, die dadurch „wieder auferstand“.

Dabei gab es jedoch einen klaren Plan der Sportfunktionäre: der SC Leipzig war als „Schwerpunktclub“ vorgesehen, zum SC wechselten also die besten Spieler. Zur BSG Chemie hingegen kamen nur die „nicht förderungswürdigen“ Spieler, große Erfolge waren nicht zu erwarten.
Doch Trainer-Legende Alfred Kunze formte aus dem „Rest von Leipzig“ eine eingeschworene Truppe, packte sie bei der Ehre und führte sie zu ungeahnten Höchstleistungen.
Im Laufe der Saison setzte sich die BSG Chemie tatsächlich ganz oben fest, und als am letzten Spieltag 15.000 Grün-Weiße ihre Mannschaft nach Erfurt begleiteten, wurden sie tatsächlich Zeugen der großen Sensation: die Mannschaft, die als „Rest von Leipzig“ eigentlich als Kanonenfutter galt, holte die DDR-Meisterschaft ins Leutzscher Holz! Der SC Leipzig hingegen wurde Dritter und konnte, wie auch der Nachfolgeverein 1. FC Lokomotive, nie DDR-Meister werden.

Der „Rest von Leipzig“ wurde zur Legende – noch heute ziert die Meistermannschaft in Form von Betonfiguren (welche die ersten Figuren aus Holz ersetzten) das Stadion, das 1992 nach dem Meistertrainer Alfred Kunze benannt wurde.

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