Wenn heutzutage ein Spitzenspiel in der viertklassigen Regionalliga ansteht, ist es nichts Ungewöhnliches mehr, wenn dieses live in Fernsehen übertragen wird. In den Profiligen geht ohne das TV schon lange nichts mehr, die TV-Gelder sind in der Bundesliga die wichtigste Einnahmequelle, und selbst Spiele auf Landesebene können über Dienste wie Sportdigital via Internet live verfolgt werden. Doch bis dahin war es ein langer Weg!
1952, das Ende des 2. Weltkriegs war zeitlich näher als für uns heute der WM-Titel 2014, steckte das Fernsehen noch in den Kinderschuhen. Es gab überall nur einen Sender und auch dieser sendete nur abends zwischen 20 und 22Uhr. Um den wenigen Menschen, die bereits ein Fernseh-Gerät besaßen, zu zeigen, was dieses neuartige Medium kann, wurden für den 26. Dezember 1952 zwei Übertragungen von Fußballspielen in voller Länge geplant: im Raum Köln sollte das Freundschaftsspiel 1. FC Köln – Roter Stern Belgrad übertragen werden, dieses musste aber kurzfristig aufgrund des Wetters abgesagt werden.
So blieb es bei der exklusiven Premiere, die in Hamburg stattfinden sollte und nur oin die Regionen Hamburg und Berlin übertragen wurde.
FC St. Pauli – Hamborn 07 lautete die historische Ansetzung, dieses Wiederholungsspiel im erstmals ausgetragenen DFB-Pokal sollte also die erste TV-Begegnung Deutschlands werden.
Angeboten hatte sich dieses Spiel, weil sich die Station des übertragenden NWDR in unmittelbarer Nähe des Millerntor-Stadions befand.
Die Anstoßzeit wurde eigens auf den Nachmittag vorverlegt.
Das Spiel endete übrigens überraschend mit einem 4:3 für Hamborn, St. Pauli enttäuschte. Nicht enttäuscht waren jedoch Sender und Zuschauer von der TV-Übertragung: die Resonanz fiel durchweg positiv aus.
Etwas kurios mutet heute vielleicht an, dass mehr Zuschauer im Stadion (4.000) waren als vor den Fernsehern, in der ganzen BRD gab es damals noch keine 3.000 Geräte.
Nur anderthalb Jahre später brachte dann das Fernsehen bewegte Bilder vom WM-Triumph in Bern nach Deutschland: der Siegezug des Fernsehens war fortan nicht mehr aufzuhalten.