Ab Anfang Mai 1999 war über Nacht ein Fernsehsender in der gesamten Fußball-Welt in aller Munde, der bis dahin als reiner Frauen-Sender galt und einen Marktanteil von gerade einmal 0,8% hatte.

Bei der Vergabe der deutschen Übertragungsrechte für die 4 kommenden Champions League Saisons war es nämlich zu einer absoluten Sensation gekommen: der bis dahin vollkommen unbekannte Sender tm3 hatte sich die Rechte ab der Spielzeit 1999/2000 gesichert. tm3 hatte zu diesem Zeitpunkt weder geeignete Produktionsräume, angestellte Fußball-Moderationen noch eine Chefredakteurin mit Ahnung von Fußball. Als jene nämlich vor dem legendären Finale Man Utd. vs. Bayern dazu befragt wurde, hieß es nur „Ich weiß halt, da spielt jetzt Manchester gegen Deutschland im Finale“.

Doch tm3 machte Ernst, man verpflichtete den ehemaligen Premiere-Sportchef Michael Pfad, der wiederum viele Moderatoren und Kommentatoren mitbrachte – und so stand nach kurzer Zeit ein Team von 40 Leuten. Das kostete natürlich ordentlich Geld, aber man war sich sicher, dass sich das lohnen würde: denn bisher verfolgten ca. 9 Millionen Zuschauer im Schnitt bei RTL die Spiele und nachdem tm3 viel Geld in die Infrastruktur steckte (der Sender war flächendeckend im Kabelnetz für fast alle Haushalte frei empfänglich), rechnete man bei tm3 wohl mit ähnlichen Zeiten. Aber wie es manchmal im Leben so läuft: die Rechnung ging nicht auf, im Schnitt sahen nur ca. 3 Millionen Menschen zu, wenn beispielsweise Hertha BSC in der Champions League antrat (!) oder Lothar Matthäus beim 4:1 gegen Real Madrid letzmals für die Bayern auflief.

Bereits im November 1999 wurden Zahlen öffentlich, die bedrohlich wirkten. Den jährlichen Kosten für die Champions League in Höhe von ca. 250 Millionen Mark standen nur 90 Millionen Mark Einnahmen gegenüber – das konnte nicht lange gut gehen. Das tat es letzten Endes auch nicht, bereits nach einer Saison verkaufte tm3 die Rechte an RTL und verschwand wieder in der Bedeutungslosigkeit. Am 01.09.2001 wurde aus tm3 schließlich der Sender 9Live, der wiederum 2011 den Sendebetrieb einstellte.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert