Als die Schotten bei über 30 Grad in dicken Baumwolltrikots auf den Weltmeister trafen

Der Austragungsmodus der Vorrunde bei der WM 1954 war höchst umstritten. Zwar wurde in Vierergruppen gespielt, trotzdem hatte jede Mannschaft nur 2 Vorrunden-Spiele. In jeder Gruppe waren nämlich 2 Mannschaften gesetzt, die nicht aufeinander trafen – man wollte so ein „Favoritensterben“ in der Gruppenphase verhindern.

In der Gruppe 3 waren dies die Tschechoslowakei sowie Titelverteidiger Uruguay.
Die Favoritenrolle war somit vollkommen klar, als am 19.06. in Basel Uruguay auf den WM-Debütanten Schottland traf.
Die spielerisch hoch überlegenen Südamerikaner waren auch von Beginn an klar besser: ihr Passspiel war sicher, die Ballbehandlung eine Klasse besser und das gesamte Spiel leichtfüßiger als dass der Schotten, die sich jedoch tapfer wehrten. Der Halbzeitstand von 2:0 war standesgemäß, doch in der zweiten Hälfte sollte es für die Schotten knüppeldicke kommen: denn sie waren vor dem Turnier davon ausgegangen, dass es in der Schweiz auch im Sommer eher kalt ist, so dass sie nur dicke, langärmelige Baumwolltrikots im Gepäck hatten. Bei Temperaturen von deutlich über 30 Grad an diesem Tag bauten sie nach der Pause konditionell stark ab, da half es auch nicht, dass sie schon vor Spielbeginn die Ärmel weit hochgekrämpelt hatten. Die dicken Trikots waren einfach ein echter Nachteil, denn sie wurden vom Schweiß immer schwerer, der Kreislauf immer stärker beansprucht und die Beine wurden schwerer und schwerer. Die Uruguayer hingegen spielten munter weiter nach vorn und schraubten das Ergebnis bis zum Spielende auf 7:0 hoch.

Für Schottland endete mit dem 0:7 das Turnier, auf den ersten WM-Sieg mussten sie fast auf den Tag genau weitere 20 Jahre warten. Und Uruguay? Die trafen im Halbfinale auf die großen Favoriten aus Ungarn, hier setzten sich allerdings die Ungarn (ohne den verletzten Puskas) nach Verlängerung durch, um im Finale auf Deutschland zu treffen. Der Rest ist Geschichte…

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