Wir schreiben den 21. September 1986, in der türkischen Süper Lig trifft Ankaragücü auf den Titelverteidiger von Besiktas Istanbul. Ankaragücü ist gut in die Saison gestartet, Besiktas ebenso – und es entwickelt sich vor 17.837 Zuschauern ein munteres Spiel – nur Tore wollen einfach nicht fallen, es scheint somit alles auf ein 0:0 hinauszulaufen. Bis zur 83. Minute. In der kommt Ankaragücü zu einem Eckball von rechts. Dieser wird zwar zunächst abgewehrt, doch mehr oder weniger zufällig kommt der Ball zu Kemal Yildirim. Dieser zieht aus etwa 7 Metern ab, trifft aber nur einen Besiktas-Spieler, der sich in den Ball wirft und ihn so ablenkt, dass er eigentlich deutlich neben dem Tor landet würde. Eigentlich. Denn etwa Höhe des Pfostens steht Schiedsrichter Ahmet Akcay, nur etwa 2 Meter vom Tor entfernt. Und es kommt wie es kommen muss – der Schiedsrichter kann dem Ball nicht ausweichen, auch wenn er sich noch versucht wegzuducken. Der Ball landet trifft ihn am Rücken, prallt von dort aus ins Tor. Das Tor zählt – 1:0 für Ankaragücü! Dies ist auch der Endstand dieser Partie.
Natürlich überschlägt sich die Presse nach dem Spiel mit höhnischen Kommentaren, zwei davon möchte ich Euch auf den Bildern nicht vorenthalten.
Dass dieses Spiel mehr werden soll als nur eine kuriose Anekdote, liegt letztendlich an der Endtabelle der Süper Lig. In dieser landet nämlich nach dem letzten Spieltag Besiktas mit genau einem Punkt, aber dem besseren Torverhältnis auf Platz 2 hinter dem neuen Meister Galatasaray. Das Tor des Schiedsrichters hat also im Nachhinein tatsächlich die türkische Meisterschaft entschieden.
Übrigens: dass das Tor zählte, war regeltechnisch vollkommen in Ordnung. Und – zu einem sehr ähnlichen Fall kam es 2019 in der dritten holländischen Liga. Die Auswirkungen waren hier gleichwohl deutlich weniger dramatisch.