Der Anblick dieser Eintrittskarte triggert mich noch immer – erinnert mich ihr Anblick doch unweigerlich an meine beste Auswärtsfahrt mit der deutschen Nationalmannschaft. Ich denke sofort an „Hey Baby“ (wer dabei war, weiß Bescheid), an ein volles Pint-Glas, das nach dem Spiel im Pub direkt neben meinem Kopf an der Wand zerschellte und daran, den Engländern den Abschied von ihrem Heiligtum versaut zu haben.
Höre ich die Jahreszahl 2000, denke ich nicht als Erstes an die EM, bei der ich auch einige Spiele sah, sondern an den 7. Oktober in Wembley. Und höre ich den Namen Dietmar Hamann, verbinde ich das nicht in erster Linie mit oft sinnfreien Kommentaren zur aktuellen Lage der Fußball-Nation, sondern mit einem Freistoß aus 32 Metern, bei dem David Seaman verdammt alt aussah. Kurzum: der 1:0 Sieg der Deutschen beim letzten Spiel in Wembley hat sich ganz tief in mein Gedächtnis eingebrannt.
Das Spiel wirkte auch in England noch lange nach. Nicht unbedingt aus sportlicher Sicht, denn im Rückspiel revanchierten sich die Three Lions in München mit einem 5:1-Sieg.
Doch 2005, kurz vor der Einweihung des neuen Wembley-Stadions, rief die London Development Agency zu Namensvorschlägen für die Fußgängerbrücke von der U-Bahn-Station zum Stadion auf. In Zeiten des Internets bekamen das natürlich auch zahlreiche deutsche Fans mit, die dann alle fleißig einen Vorschlag machten: „Dietmar Hamann, in tribute to the player who scored the last goal in the old stadium“. Das Undenkbare sollte geschehen: dieser Vorschlag erhielt die meisten Stimmen.
In England waren sie es aus nachvollziehbaren Gründen von der Vorstellung, die Brücke nach einem Deutschen zu benennen, nur mäßig begeistert. Also wurde nach der Abstimmung noch eine Juiry eingesetzt, die die endgültige Entscheidung traf. Der eigentliche Gewinner wurde dabei aus dem Rennen genommen, da „die Abstimmung durch deutsche Fans beeinflusst wurde“. Die Brücke erhielt letztlich den Namen „White Horse Bridge“, in Erinnerung an das legendäre erste Spiel im alten Wembley, das ich vor Kurzem hier ebenfalls schon thematisierte. Dietmar Hamann wird es verschmerzen können!