Die Saison 2003/04 war eine extrem besondere für die Fans des 1. SC Göttingen 05 – denn kurz nach Saisonbeginn standen sie ohne Verein da. Göttingen 05, einst 2. Bundesliga, war pleite. Im Jahn-Stadion gingen die Lichter aus.
Doch was sollte man nun mit der angebrochenen Saison tun, so ganz ohne Verein? Wie kann die Fanszene zusammengehalten werden für einen Neuanfang „ganz unten“ zur neuen Saison? Ganz einfach: die Fans ließen sich – nicht ganz ernst gemeint – mieten. Gegen die Anreise mit dem Wochenendticket und ein wenig Freibier wurde ein ordentlicher und friedlicher Support versprochen. Und die Anfragen von Vereinen kamen reihenweise! Je mehr die Medien darüber berichteten, umso mehr nahm die Aktion Fahrt auf. Neben etlichen Dorfvereinen fragte sogar Fortuna Düsseldorf an, die für die Begegnungen gegen Schwarz-Weiß Essen und die SSG Bergisch-Gladbach „gegnerischen Fans benötigen“. Zwar kam diese Fahrt letztlich nicht zu Stande, dafür aber einige Fahrten quer durch die niedersächsische Provinz.
Und auch der eigentliche Zweck wurde erfüllt: die Fanszene blieb am Leben und Göttingen 05 war trotz der Pleite weiterhin (positiv) im Gespräch. Mit einem eigenen Verein ging es indes ab der Saison 2004/05 ebenfalls weiter: in jener Saison spielte die erste Männermannschaft noch unter dem Dach des Vereins RSV Geismar in der Bezirksliga, zur Saison 2005/06 fusionierten dann beide Vereine zum RSV Göttingen 05. Seitdem gibt es für den Verein Schritt für Schritt wieder nach oben bis in die Oberliga. Seit 2013 spielt man nunmehr wieder unter dem Namen 1. SC Göttingen 05, aktuell in der Landesliga Braubschweig. Gespielt wird heutzutage übrigens im Maschpark-Stadion – und der eine oder andere Fan träumt sicherlich auch davon, eines Tages ins Jahn-Stadion zurückzukehren. Einen ersten kleinen Schritt dorthin gab es am letzten Spieltag der Saison 2022/23, als 05 für ein Spiel gegen die zweite Mannschaft von Eintracht Braunschweig zurückkehrte.