Dass ein ehemaliger Kapitän der Deutschen Nationalmannschaft in seinem Heimatverein komplett vergessen wird, ist eigentlich eine unvorstellbare Sache. Und doch ist genau das passiert. Der ehemalige Kapitän der Nationalmannschaft, um den es geht, hieß Ludwig „Haberer“ Leinberger, der seine fußballerischen Wurzeln beim TSV 1846 Nürnberg hatte.
Leinberger, geboren 1903 in Nürnberg, spielte von 1912 bis 1920 für den TSV 1846, ehe er zum FC Bayern 07 Nürnberg und von dort aus später zum großen 1. FC Nürnberg wechselte. Dort allerdings hatte er mit Mittelläufer Hans Kalb einen extrem starken Konkurrenten auf seiner Position und so wechselte er erst zu Union Solingen, von dort aus dann weiter zur SpVgg. Fürth. Dieser Wechsel sollte zum Glücksfall sowohl für die Spielvereinigung als auch für Leinberger werden, denn am Ronhof wurde er zur Legende.
Mit dem Kleeblatt auf der Brust wurde er 1926 und 1929 deutscher Meister und „nebenbei“ wurde er Nationalspieler. Doch nicht nur das: zwischen 1927 und 1933 trug er insgesamt 11 mal die Kapitänsbinde! Insgesamt kam Ludwig Leinberger auf 24 Länderspiele, doch zur Legende wurde er halt in Fürth.
Währenddessen geriet sein Name in seinem Heimatverein immer mehr in Vergessenheit, vielleicht auch, weil sich die Fußballabteilung irgendwann mangels Spielern auflöste. Erst 2014, als Mitarbeiter von fussball.de für eine Reihe über die ehemalige Kapitäne der Nationalelf den Verein ansprachen, wird er „wiederentdeckt“. Bis dahin war im Verein überhaupt nicht mehr bekannt, welch großer Spieler einst für den TSV 1846 Nürnberg auflief – er war also tatsächlich komplett im Verein vergessen.
Die Wiederentdeckung nahm man seinerzeit übrigens als Anlass, auch die fußballerische Tradition wieder aufleben zu lassen: mittlerweile hat der TSV 1846 wieder eine Fußball-Abteilung.