Wenn ein kleiner Verein größenwahnsinnig wird, endet das selten gut – und wenn ich mir heute die (nicht offizielle) Vereinshymne vom SV Fortuna Magdeburg aus den 1990ern anhöre, bestätigt mich das zu 100%.

In den Jahren nach der politischen Wende stand es nicht gut um den großen 1. FC Magdeburg – nach der verpassten Qualifikation zur 2. Bundesliga 1991 krebste der FCM in der damals drittklassigen Oberliga herum, spielte zumeist nur vor ein paar hundert Zuschauern und auch finanziell sah es notorisch schlecht aus. Währenddessen ging es dem SV Fortuna in der Verbandsliga ganz gut, 1994 wurde sogar mal ein Landespokal-Spiel gegen den FCM im „Stadion am Schöppensteg“ (übrigens ein ehemaliges DDR-Oberliga-Stadion: 1978/79 FCM-Böhlen) mit 4:2 gewonnen werden. Als dann 1996 sogar der Sprung in die Oberliga (in der auch der FCM spielte), schien die Wachablösung in der Stadt möglich. Es gab erstmals das Magdeburger Derby – und dieses zog die Massen an: 8.100 Zuschauer im Hinspiel, 10.000 im Rückspiel – sportlich behielt der FCM mit 2:1 und 1:1 in der Gesamtrechnung die Oberhand. Trotzdem: Fortuna wollte hoch hinaus, wie das eingangs erwähnte Lied zeigte: „Die erste Liga ist das Ziel, vielleicht die Meisterschaft, dann können wir sagen `wir haben es geschafft`“ hieß es da.

Die Realität sah dann aber doch etwas anders aus – obwohl Fortuna sich vorerst in der Oberliga halten konnte, konnte der Verein die Herzen der Magdeburger nie erobern, diese gehörten trotz damals schlechter Zuschauerzahlen stets dem großen FCM. Und spätestens mit dem Aufstieg des FCM 1997 in die Regionalliga waren die gewohnten Machtverhältnisse in der Stadt wieder hergestellt.

Im Jahr 2000 musste Fortuna Magdeburg schließlich die Mannschaft aufgrund finanzieller Probleme aus der Oberliga zurückziehen und verschwand vorübergehend in der Siebtklassigkeit – aus der Traum vom großen Fußball. Mittlerweile hat sich die Fortuna zwar wieder in der Verbandsliga etabliert, aber von 1. Liga oder Meisterschaft spricht am Schöppensteg heutzutage niemand mehr…

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