Der 29. Spieltag der Saison 1986/87 war ein sehr denkwürdiger, genauer gesagt das Spiel Borussia Dortmund – Hamburger SV. Doch nicht nur weil es ein großartiges Spiel (Endergebnis 4:3) war, sondern auch, weil der Rasen bei diesem Spiel…. nun ja, irgendwie anders aussah als sonst.
1987 sollte eine Volkszählung in der Bundesrepublik stattfinden und schon damals gab es dieses bis heute immer wieder präsente Phänomen, dass es in Deutschland eigentlich immer Leute gibt, die „dagegen“ sind.
Am Morgen vor dem Spiel machten Mitarbeiter des BVB eine etwas erstaunliche Entdeckung: politische Aktivisten waren über Nacht ins Westfalenstadion eingedrungen und hatten in riesigen weißen Buchstaben ihre Message auf dem Rasen hinterlassen: „BOYKOTTIERT UND SABOTIERT DIE VOLKSZÄHLUNG“.
Natürlich versuchte man alles, die Farbe zu entfernen, doch es half nichts, die Farbe ging nicht weg. Da kam dem damaligen Sportdezernenten der Stadt Dortmund (und somit dem Hausherren des Stadions) Erich Rüttel die Idee, die Botschaft etwas zu erweitern. Nach einem OK aus dem Büro des Bundespräsidenten von Weizsäcker, der sich über diese Aktion köstlich amüsiert haben soll, wurde wieder der Pinsel geschwungen, und so konnten am Spieltag die Zuschauer im Stadion und vor dem Fernseher lesen: „DER BUNDESPRÄSIDENT BOYKOTTIERT UND SABOTIERT DIE VOLKSZÄHLUNG NICHT“.
Gebracht hat der Protest am Ende nicht viel. Die Beteiligung der Bevölkerung Dortmunds am Zensus war besonders hoch. Und der Sportdezernent Rüttel, der in Personalunion auch für die Durchführung der Volkszählung in Dortmund verantwortlich war, dachte wohl noch lange Zeit daran zurück – kurz nach dieser Begebenheit wurde ein Buttersäure-Anschlag auf sein Haus verübt, bei dem ein paar Möbel und ein Perser-Teppich eingesaut wurden, den Gestank bekam er erst nach Monaten aus dem Haus.