Es war ein warmer Tag im Sommer 1945, der Kriegsgefangene Fritz Walter wartete zusammen mit seinen Mitgefangenen irgendwo in der rumänischen Sonne auf einen Zug. Auf den Zug, der ihn ins Ferne Sibirien bringen sollte. Ohne zu wissen, ob er die Heimat in der Pfalz jemals wiedersehen wird. Bereits einmal war er der Deportation nach Sibirien entgangen, als ihn kurz vor der Fahrt in Russlands Osten ein Malariaanfall heimsuchte. Doch jetzt scheint ihm nichts mehr helfen zu können.
Bis plötzlich ein Aufseher einen Ball hervorholtund die Wärter anfangen zu kicken. Walter fühlt sich sofort, wie er einmal sagte, „magisch angezogen“, stellte sich dazu und ließ, als der Ball zu ihm kam, den Ball über seine schweren Stiefel tanzen, zeigte ein paar Tricks und fühlte sich für einen Moment ein wenig frei und glücklich.
Nachdem ihn einer der Aufseher fragte „Du auch Fußballer?“ Ukd Walter dies bejahte, spielte er ein wenig mit. Es entwickelte sich ein Spiel zwischen Aufsehern und Gefangenen – und nachdem er im Spiel natürlich alle anderen überragte, fragte man ihn, wer er sei. „Ich habe schon öfters in der deutschen Nationalmannschaft gespielt“ entgegnete er bescheiden – und langsam dämmerte einigen, wer hier vor ihnen stand. Ein slowakischer Soldat beschloss kurzerhand „Du nicht weg mit Transport. Jetzt komm erst mal essen.“
Fritz Walter stieg also nicht in diesen Zug. Er stieg in gar keinen Zug nach Sibirien. Ab sofort spielte er in jener rumänischen Lagerauswahl und führte diese gegen Provinzteams von einem Sieg zum nächsten. Dabei spielt an der Seite von Walter auch sein Bruder Ludwig, er war nur 8 Tage nach Fritz im selben Lager angekommen. Der Umstand, der Bruder von Fritz zu sein und ebenfalls zu kicken, rettete auch ihm das Leben.
Im Oktober 1945 wurde das Lager schließlich aufgelöst, die Deutschen im Lager kamen nach Sibirien. Nur die Walters durften einen Zug besteigen, der sie nicht nach Sibirien bringen sollte, sondern gen Westen. Fritz Walter (zusammen mit seinem Bruder) war ein freier Mann.