Der heutige Blick zurück geht auf den 30. Juli 1930, den Tag des ersten WM-Finals der Geschichte. 

Gastgeber Uruguay traf auf den Nachbarn und großen Rivalen Argentinien und wurde mit einem 4:2 Sieg der erste Weltmeister.

Das Bild zeigt nicht nur 2 motivierte und angespannte Mannschaftskapitäne, sondern auch einen scheinbar entspannten, in jedem Fall aber sehr gut gekleideten Schiedsrichter. Sein Name: John Langenus, ein Belgier und seinerzeit einer der besten Referees der Welt. Und doch war er vor dem Spiel mitnichten so entspannt wie es auf dem Bild den Eindruck erweckt. Der Grund ist ein ganz einfacher: die Rivalität zwischen Uruguay und Argentinien war schon damals groß (man stand sich beispielsweise 1928 im olympischen Finale im Amsterdam gegenüber, Uruguay gewann im Wiederholungsspiel) und bedingt durch die extreme räumliche Nähe wurden 30.000 Argentinier in Montevideo erwartet, die größtenteils mit Schiffen anreisten. Da auch die Stimmung unter den Gastgebern sehr aufgeheizt war, fürchtete Langenus bei einem ungünstigen Verlauf des Spiels oder bei kritischen Entscheidungen, Opfer von Attacken der Zuschauer zu werden, und so forderte er, dass er neben einer gesonderten Prämie auch ein Boot zur Verfügung gestellt bekommt, das für ihn startbereit im Hafen liegt – für den Fall, dass er während oder im Anschluss des Spiels fliehen muss. Und er verfügte, dass alle Zuschauer streng nach Waffen kontrolliert werden müssen. All seine Forderungen wurden erfüllt.

Was heute undenkbar erscheint: bei den Kontrollen wurden tatsächlich Revolver gefunden. Nicht einer, nicht zwei, nicht drei: ganze 1.600 Waffen (!!) wurden sichergestellt und so konnte das Spiel vor 100.000 unbewaffneten Zuschauern angepfiffen werden.

Die Atmosphäre war extrem hitzig, die Spieler Argentiniens bezeichneten es noch Jahre später als „die Hölle auf Erden“. Und vielleicht spielte auch das an jenem Tage eine Rolle, denn am Ende gewann Uruguay tatsächlich mit 4:2. John Langenus musste nicht fliehen und leitete auch in der Folge noch mehrere internationale Spiele, so auch bei den Weltmeisterschaften 1934 und 1938. 

In der belgischen Liga war Langenus noch bis 1944 aktiv, er verstarb 1952.

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